Rooz Online, 9. Mai 2011 – Die Angehörigen mehrerer weiblicher politischer Gefangener haben nach deren Verlegung in das Gefängnis Gharchak in der Stadt Varamin Alarm geschlagen. Ihren Angaben zufolge fehlt es in diesem Gefängnissen an den einfachsten Grundvoraussetzungen.
Shahra Kamalabadi, die Mutter von Fariba Kamalabad, und Shabnam Madadzadehs Vater Abdolali Madadzadeh sagten im Gespräch mit Rooz, in Gharchak seien nicht einmal die nötigsten Voraussetzungen für ein Gefängnis gegeben; das Leben der dorthin verlegten politischen Gefangenen sei ernsthaft in Gefahr.
Vergangene Woche waren 9 weibliche politische Gefangene nach Gharchak verlegt worden. Ihre Angehörigen machen sich große Sorgen um ihr psychisches und körperliches Wohlergehen. Die Frauen hatten in einem Brief aus dem Gefängnis mitgeteilt, dass sie in einen Hungerstreik treten werden, wenn sich an den derzeitigen Haftbedingungen nichts ändert.
Eine der nach Gharchak verlegten Gefangenen ist Fariba Kamalabadi, Mitglied der siebenköpfigen Gruppe „Yaran“ (Führer der Baha’i-Gemeinschaft in Iran), die zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde. Ihre Mutter Shahla Kamalabadi sagte im Interview mit Rooz: „Es gibt [in Gharchak] nur 4 Badezimmer für mehr als 300 Personen. Man kann sich vorstellen, wie lange man anstehen muss, bis man die Toiletten [oder Badezimmer – „bathroom“] benutzen kann, und wie schlimm das ist. Sie müssen dort auch ihre Wäsche und ihr Geschirr spülen, und wir sind sehr besorgt. Die Bedingungen in diesem Gefängnis sind alles andere als human. Nicht einmal Tiere werden so behandelt wie die Menschen in diesem Gefängnis.“
„Sie haben alle [Gefangenen] in einen großen Raum gepfercht, der vorher für die Hühnerzucht und davor als Scheune genutzt wurde. Jetzt halten sie weibliche Gefangene dort. Fariba hat erzählt, dass es dort nur ein paar Stockbetten gibt – alle anderen schlafen auf dem Boden. Es gibt keine Sicherheit dort, denn dort sind alle Arten von Gefangenen inhaftiert.“
Shabnam Madadzadehs Vater Abdolali Madadzadeh berichtet Rooz, seine Tochter habe am Telefon davon gesprochen, dass sie an einem Ort festgehalten wird, der eher ein Stall sei und an dem es keine Sicherheit gebe.
Shabnam Madadzadeh ist die ehemalige politische Leiterin der Islamischen Studentenvereinigung der Teheraner Lehreruniversität. Sie wurde im Jahr 1387 [März 2008 – März 2009] verhaftet und wegen „Moharebeh“ (bewaffneter Widerstand gegen die Staatsgewalt [bzw. „Feindschaft gegen Gott“, d. Übers]) und Gefährdung der nationalen Sicherheit zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Über das Gefängnis Gharchak sagte sie zu ihrem Vater: „Krankheit bedeutet hier den Tod, und Kämpfe und Folter sind hier an der Tagesordnung. Es gibt keine sanitären Anlagen und keine Grundausstattung, und wir spülen sogar unser Geschirr im Badezimmer [„bathroom“].“
Das Leben seiner Tochter sei in Gefahr, so Abdolali Madadzadeh. „Wenn meiner Tochter oder anderen Gefangenen etwas zustößt, liegt die Verantwortung dafür bei denen, die sie in dieses Gefängnis verlegt haben und unter den schlechtesten Bedingungen dort festhalten.“
Fereshteh Ghazi
Veröffentlicht bei Rooz Online am 9. Mai 2011
Quelle (Englisch): http://www.roozonline.com/english/news3/newsitem/archive/2011/may/09/article/this-prison-is-more-like-a-stable.html
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