Die Minimalforderungen der Arbeiter zum 31. Jahrestag der Revolution von 1979

Veröffentlicht auf Iran Labor Report am 15. Februar 2010
Quelle (Englisch): http://iranlaborreport.com/?p=154&lang=en-us
Referenziert von: The Flying Carpet Institute

Logo der Gewerkschaft der Busbetriebe in Teheran und Kommune

Vier unabhängige Arbeiterorganisationen haben anlässlich des 31. Jahrestages der Revolution von 1979 ein Kommuniqué herausgegeben.

Die Übersetzung:

31 Jahre sind seit der Revolution vom Februar 1979 vergangen. Damals gingen Millionen von Iranern voller Hoffnung auf ein besseres Leben auf die Straße, um das Joch des Despotismus und der Repression abzuschütteln. Ein landesweiter Streik, angeführt von dern Arbeitern der National Oil Company, der Avantgarde der iranischen Arbeiterklasse, schloss Öl-Pipelines und riss das despotische Regime letztlich entzwei. Massen von Menschen riefen „Unsere Arbeiter der Ölindustrie, unsere entschlossenen Führer!“. Die Macht fiel in die Hand des Volkes.

Der 11. Februar 1979 ist ein Tag, der für das Ende des Despotismus steht, ein Tag, der mit unvergesslichen Erinnerungen verbunden ist für Männer und Frauen, Jung und Alt, alle, die Unterdrückung und Ungerechtigkeit satt hatten. Die Menschen fielen einander auf der Straße in die Arme, stießen Freudenschreie aus und blickten mit Tränen in den Augen nach vorn, in eine befreite Zukunft.

31 Jahre sind seit diesen glorreichen Tagen voller Zauber und Wiedergeburt vergangen. Doch heute sind von den Gefühlen der Hoffnung, der Verzauberung und des Ruhms nur noch Elend, Entbehrungen, Arbeitslosigkeit, Hungerlöhne und Subventionskürzungen geblieben – eine unerträgliche Qual für Milionen von Arbeitern und Lohnempfängern.

Das Leben geht weiter. Und das iranische Volk sehnt sich noch immer glühend nach Veränderungen. Es hat die Hoffnung auf Leben, die Sehnsucht nach Glück, Freiheit und Würde nicht verloren.

Geboren aus demokratischem Kampf, Streiks, Protesten und der Kampagne für eine Etablierung unabhängiger Organisationen zur Vertretung ihrer Interessen, hat die Arbeiterklasse für ihr Recht auf Überleben gekämpft. Viele von uns sitzen heute im Gefängnis, weil sie versucht haben, die Arbeiterklasse zu organisieren und ein besseres Leben aufzubauen.

Doch diese Gefängniszellen sind nicht das Ende des Weges. Wir Millionen sind die Produzenten von Wohlstand, die Räder der Produktion. Die Gesellschaft bewegt sich nur, weil wir sie bewegen. Wir sind gestärkt durch die historische Erfahrung des vereinten großen Streiks der Ölarbeiter während der Februar-Revolution.

Gestützt auf diese Erfahrungen und die Macht unserer millionenfachen Zahl inspirieren wir die besten und menschlichsten Bestrebungen der Revolution von 1979. Heute, nach 31 Jahren, legen wir unsere Mindestforderungen vor und verlangen die sofortige und bedingungslose Umsetzung jeder einzelnen von ihnen:

1. Bedingungslose Anerkennung von unabhängigen Arbeiterorganisationen, des Rechts zu streiken, Proteste zu organisieren, der Versammlungsfreiheit, Redefreiheit und der Freiheit, sich jeder politischen Partei anzuschließen,

2. Sofortige Einstellung aller Hinrichtungen, die umgehende und bedingungslose Freilassung von Arbeiteraktivisten und anderen politischen Aktivisten aus dem Gefängnis,

3. Sofortige Anhebung des Mindestlohns auf der Basis der Vorschläge, die die Arbeiter über ihre Vertreter in Arbeiterhauptversammlungen einbringen,

4. Ende der Subventionskürzungspläne, sofortige Zahlung der ausstehenden Löhne an die Arbeiter, ohne Entschuldigungen,

5. Arbeitsplatzsicherheit für Arbeiter und alle Lohnempfänger, Abschaffung aller befristeten Verträge und Blankounterschriften, Abzug aller von der Regierung geführten Organisationen vom Arbeitsplatz, Einführung eines neuen Arbeitsrechts unter direkter Beteiligung der Arbeiter in ihren Arbeiterhauptversammlungen,

6. Sofortiger Kündigungsstopp unter allen Bedingungen. Jeder, der entlassen wird oder im Ausbildungsalter ist, muss zur Gewährleistung der menschlichen Würde soziale Sicherheit erhalten,

7. Ende aller frauenfeindlichen Gesetze, Sicherstellung der vollen Gleichheit von Mann und Frau in allen Aspekten des sozialen, wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und familiären Lebens,

8. Sicherstellung eines Lebens in Wohlstand und frei von wirtschaftlichen Ängsten für alle Pensionierten, Beendigung aller diskriminierenden Zahlungspraktiken, Zugang aller Menschen zu sozialen und medizinischen Dienstleistungen,

9. Alle Kinder müssen ungeachtet des wirtschaftlichen und sozialen Status ihrer Eltern, des Geschlechts, der Nationalität, der Rasse und der Religion kostenlose und gleichberechtigte Bildung, Wohlfahrt und Gesundheitsversorgung erhalten.

10. Der 1. Mai muss zum nationalen Feiertag erklärt und in den offiziellen Kalender aufgenommen werden. Alle gesetzlichen Einschränkungen für das feierliche Begehen dieses Tages müssen aufgehoben werden.

Das Syndikat der Beschäftigten der Busbetriebe in Teheran und Kommune
Das Syndikat der Zucker-Raffinerie Haft Tapeh
Die Freie Vereinigung iranischer Arbeiter
Die Arbeitergilde der Elektro- und Metallarbeiter Kermanshah

2 Antworten zu “Die Minimalforderungen der Arbeiter zum 31. Jahrestag der Revolution von 1979

  1. Pingback: IranSIC Newsletter 17. Februar 2010 – Deutsch « Sea of Green Germany

  2. I’m from Austria and I support the Iranien fight for freedom.
    Congratulations for theese courageous demands ! From the bottom of my heart I wish you to win, brave Iraniens !

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