Antwort von ARD und SWR auf Protestbriefe zum Treffen deutscher Sender mit IRIB-Chef Zarghami

Folgende Antwort erhielt ein beteiligter Aktivist auf seine Anfragen am 13. Juli vom ARD:

vielen Dank für Ihre e-mail und Ihr Interesse am Ersten Deutschen Fernsehen.

Der Leiter der iranischen Rundfunk- und Fernsehanstalt hat nach einem Besuch beim Südwestrundfunk eine Pressemitteilung herausgegeben, die nicht mit dem SWR abgestimmt wurde und auch nicht den Verlauf des Treffens wiedergibt. Der stellvertretende SWR-Hörfunkdirektor David Biesinger hat dazu wie folgt Stellung genommen:“ [es folgt die unten zitierte Mail von Dr. Biesinger]

Folgende Antwort erhielt ich im Kommentarbereich dieses Blogs am 12. Juli 2010
Kontext: https://englishtogerman.wordpress.com/2010/07/10/aufruf-protest-gegen-ard-und-zdf-bitte-weiterleiten-und-unterstutzen/

Sehr geehrte Damen und Herren,

Interessierte haben sich gestern und heute über Blogs und in e-mails an uns gewendet, um zu erfahren, ob es Kooperationsgespräche zwischen dem SWR und dem staatlichen iranischen Rundfunk gibt.

Die Antwort ist einfach: Es gibt keine Kooperationsgespräche und keine Kooperationsvereinbarung. Es gab vergangene Woche einen Informationsaustausch.

Warum?

Der staatliche iranische Rundfunk hat sich an den SWR gewendet, der für die Hörfunkberichterstattung über Iran zuständig ist. Die Delegation war an den technischen Standards und den Produktionsbedingungen bei uns interessiert. Daher bekamen sie eine entsprechende Führung durch den SWR Hörfunk.

Der SWR hat die Delegation bei dieser Gelegenheit darüber informiert, dass er seine unabhängige Berichterstattung aus Iran künftig stärken möchte. Es soll so die Information in unseren Programmen über die politische, kulturelle, wirtschaftliche und religiöse Situation in der Islamischen Republik Iran ausgebaut werden.

Nur durch eine regelmäßige Präsenz unseres eigenen Hörfunk-Korrespondenten vor Ort kann eine umfassendere unabhängige Berichterstattung gewährleistet werden. Um dies umzusetzen, benötigen wir die Möglichkeit, jederzeit in das Land ein- und ausreisen und müssen vor Ort ein Büro eröffnen können.

Gerade im vergangenen Jahr haben wir gemerkt, wie wichtig unsere unabhängige Berichterstattung ist: Nur wer vor Ort ist kann sich ein eigenes Bild machen und daher reisen unsere Korrespondenten, wann immer es bislang möglich ist, nach Iran, um unsere Hörerinnen und Hörer aus erster – unabhängiger – Hand zu informieren.
Es ist unsere ureigenste journalistische Pflicht aus und über Staaten jeglicher politischer Couleur zu berichten – kritisch und distanziert. Unser Interesse ist es daher, auch die unabhängige, freie Berichterstattung aus Iran zu gewährleisten.

SWR Intendant Peter Boudgoust hat bei dem Termin daher sehr klar die Bedeutung der Pressefreiheit und die Staatsunabhängigkeit des Rundfunk sowie die Bedeutung eines staatsfernen Rundfunk für die Demokratie herausgestellt und das Interesse an einer freien Berichterstattung bekundet.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. David Biesinger
stv. Chefredakteur Hörfunk
SÜDWESTRUNDFUNK
david.biesinger@swr.de

5 Antworten zu “Antwort von ARD und SWR auf Protestbriefe zum Treffen deutscher Sender mit IRIB-Chef Zarghami

  1. Sehr geehrter Herr Dr. David Biesinger, sowohl alle weiteren Mitarbeiter Ihrer Rundfunkanstalt,

    vielen Dank für Ihre Email.
    Obwohl ich sagen muss, dass ich erstaunt, enttäuscht und betroffen bin von Ihrer Erklärung bin.
    In der Zeit der Hitler-Diktatur in Deutschland hätten Sie es auch normal und richtig gefunden, für eine „unabhängige Berichterstattung“ ein Nachrichtenteam nach Deutschland zu schicken und dort ein Büro zu eröffnen. Es ist erstaunlich und um ehrlich zu sein meiner Meinung nach beschämend, dass Sie als Journalisten nicht nur anscheinend die eigene dunkle Geschichte vergessen haben, sondern ausserdem anscheinend blind gegenüber der Tatsache sind, dass Iran als das grösste Gefängnis für Journalisten gilt (siehe Berichte von Reporter ohne Grenzen). Für wie dumm halten Sie Ihre Höhrer oder für we dumm wollen Sie Ihre Höhrer verkaufen, wenn Sie behaupten, es sei möglich unter einer fundamentalistischen Diktatur wie im Iran eine unabhängige Berichterstattung zu leisten. Zuerst möchte ich Sie fragen unter welchen Bedingungen das iranische Regime Ihrem Rundfunksender eine solche Erlaubnis erteilt, welche Vorzüge oder finanziellen Vergütungen werden Ihnen geleistet und welches politisches Ziel verfolgen Sie mit dieser Reklame für das iranische Regime und die Augenwischerei der deutschen Bevölkerung.
    Vielleicht ist es sinnvoll dass Sie mit Ihrem Vorhaben und Einstellung nicht nur ein Büro im Iran eröffnen sonder gleich ganz übersiedeln, damit sie alle Freiheiten im Iran geniessen können.
    Ich hoffe Sie besinnen sich noch im Guten was Sie tun und was Sie der Freiheit und den Menschenrechten schuldig sind.

    Gruss

  2. Pingback: The Latest from Iran (13 July): Back to Politics? | Enduring America

  3. Pingback: Öffentlich-rechtlich-schizophren: Besucherbetreuung auf hohem Niveau oder doch mehr Kritischer Dialog? « FREE IRAN NOW!

  4. Hallo Julia,

    Zitat aus der Antwort “ Nur durch eine regelmäßige Präsenz unseres eigenen Hörfunk-Korrespondenten vor Ort kann eine umfassendere unabhängige Berichterstattung gewährleistet werden. Um dies umzusetzen, benötigen wir die Möglichkeit, jederzeit in das Land ein- und ausreisen und müssen vor Ort ein Büro eröffnen können.“

    Genau das ist der „Knackpunkt“ – Peter Metzger (ARD) ist der letzte „Journalist“, der aus Tehran berichten durfte. Die Rolle oder die Funktion von Medien oder Rundfunk kann doch nur sein, diese von Tehran eingeleitete “ Abschottung“ zu „durchlöchern“.

    Gruß Gunni

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