Tagesarchiv: 27. März 2010

Ehefrau Ayatollah Montazeris verstorben

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 27. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/03/wife-of-late-dissident-cl.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Hajeih Khanom Rabani, die Ehefrau von Ayatollah Hosseinali Montazeri, ist heute, weniger als vier Monate nach der Beerdigung des regimekritischen Geistlichen, in Qom verstorben.

Ayatollah Bayat Zanjani, ebenfalls ein progressiver schiitischer Geistlicher, beschrieb Frau Rabani als „Freundin und Gefährtin“ des verstorbenen Muslim-Führers, die „wie ein starkes Bollwerk an seiner Seite stand“.

Ayatollah Montazeri, einer der Gründer der Islamischen Republik, der wegen seiner fortgesetzten Kritik an der Politik der Islamischen Republik gegenüber Dissidenten und auch wegen seiner kritischen Auseinandersetzung mit dem System jahrelang vom Establishment im Abseits gehalten worden war, hatte in den Jahren vor seinem Tod im vergangenen Dezember im Alter von 87 Jahren praktisch unter Hausarrest gestanden.

Ayatollah Montazeri hatte die 10. Präsidentschaftswahl offiziell für null und nichtig erklärt und die Legitimität von Mahmoud Ahmadinejads jetziger Regierung bestritten.

Hunderttausende Menschen hatten an seiner Beerdigung in Qom teilgenommen, und Gedenkfeiern, die in vielen iranischen Städten geplant worden waren, wurden von den Sicherheitskräften mit Widerstand beantwortet.

Die Beerdigung von Hajieh Khanom Rabani wird morgen in Qom stattfinden.

Wie viele Basijis braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?

Veröffentlicht auf Radio Free Europe/Radio Liberty am 27. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.rferl.org/content/How_Many_Basijis_Does_It_Take_To_Screw_In_A_Lightbulb/1995447.html

Nichts ist mehr so, wie es war in Iran nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl vom vergangenen Jahr und den Niederschlagungen der darauf folgenden Unruhen.

Sogar die Witze haben sich verändert. Viele der unter Iranern beliebten Witze beziehen sich auf die ethnischen Minderheiten in Iran. In den letzten Monaten sind jedoch Witze über Mitglieder der Basij-Milizen immer populärer geworden.

Viele Iraner haben angeregt, die Witze über Irans ethnische Minderheiten durch Witze über Basijis zu ersetzen, während andere das neue iranische Jahr, das am 21. März begonnen hat, zum „Jahr der Basiji-Witze“ erklärten.

Die Basij-Milizen haben in den Unruhen nach der Präsidentschaftswahl eine Schlüsselrolle gespielt. Dabei waren viele Menschen getötet und verletzt worden, die genaue Zahl der Opfer ist nicht bekannt. Zeugen berichteten, dass Basijis gegenüber friedlichen Demonstranten, die gegen die Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad protestierten, exzessive Gewalt anwendeten. Die Wiederwahl wurde nach Meinung der Demonstranten durch massiven Wahlbetrug ermöglicht.

Als Antwort auf das Vorghen der regierungstreuen Kräfte haben sich einige iranische Spaßvögel offenbar darauf verlegt, die Basijis auf die Schippe zu nehmen und Witze über sie zu verbreiten.

Einige der Basiji-Witze, die zur Zeit die Runde machen:

Ein Basiji wird gefragt: „Wer ist Gott?“ Er antwortet: „Der Stellvertreter des Obersten Führers im Himmel“.

Ein Basiji nimmt an einem Koran-Rezitationswettbewerb teil. Als er bei der Sure „Bani Israel“ („Die Kinder Israel“) ankommt, hört er auf. (Der Witz bezieht sich auf die Tatsache, dass die Islamische Republik Iran Israel nicht anerkennt).

Ein Basiji wird gefragt, was geschehen wird, wenn der Verborgene Imam (eine messianische Figur in der schiitischen Doktrin) wieder erscheint. Seine Antwort: „Alle werden gute Menschen werden, die Menschen werden sich umeinander kümmern, das Töten wird aufhören, es wird sein wie in den Zeiten des Schahs“ (viele Iraner sehnen sich in die Schah-Ära und die Zeit vor der Revolution von 1979 zurück).

Wie foltert man einen Basiji? Man bindet ihn fest und erzählt ihm, dass dort drüben Sandis (eine Saftmarke) verteilt wird. (Wie berichtet wurde, wurden bei einigen Demonstrationen für die Regierung Essen und Getränke, darunter auch Sandis-Saft, verteilt, was viele Oppositionelle zu der Bemerkung veranlasste, dass die Teilnehmer nur der Erfrischungen wegen kamen).

– Golnaz Esfandiari

Anm. d. Übers.:
Ein Basiji-freier, aber subversiver Witz, den ich selbst neulich hörte, geht so:

Ein Mann in Teheran vermisst seinen entflogenen Papagei und geht zur Polizei. „Mein Papagei ist entflogen.“ – Polizist: „Und, was sollen wir jetzt machen?“ – „Nichts – aber wenn er sagt „Marg bar Diktator“ [1], dann ist das seine Meinung, nicht meine!“

[1] Marg bar Diktator = Tod dem Diktator bzw. Nieder mit dem Diktator

Und hier endlich die Antwort auf die Frage in der Überschrift:
Frage: Wie viele Basijis braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?
Antwort: Keinen. Die Basijis würden in der Dunkelheit sitzen und Israel und den USA die Schuld geben.

Hesam Firoozi in IRGC-Abteilung von Evin gefoltert

Veröffentlicht auf RAHANA am 27. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.info/en/?p=1979

Der Arzt und Blogger Hesam Firoozi wird in Abteilung 2A von Evin unter Druck gesetzt. Er soll damit dazu gebracht werden, die ihm zur Last gelegten Vorwürfe zu akzeptieren und falsche Geständnisse abzulegen.

RAHANA – „Hessam hat viel Gewicht verloren und war bei unserem letzten und einzigen genehmigten Besuch in einem schlechten körperlichen Zustand“, berichtete Firoozis Ehefrau, die weiterhin in großer Sorge um ihren Mann ist.

Im Gespräch mit einem RAHANA-Reporter sagte Mahta Bordbar: „Der Besuch fand nach Neujahr unter Sicherheitsvorkehrungen statt und wurde von Kameras überwacht. Er hat in dieser kurzen Zeit 20 kg verloren, und ich mache mir große Sorgen, nachdem ich ihn gesehen habe.“

Im März waren unzählige Menschenrechtsaktivisten von Sicherheitsagenten unter haltlosen Begründungen verhaftet und in die von den Revolutionsgarden geleitete Abteilung 2A verlegt worden. Dr. Hesam Firoozi war einer von ihnen. Zur Zeit wird er in Abteilung 2A des Evin-Gefängnisses unter Druck gesetzt. In der Nacht seiner Verhaftung wurde er von drei mit Schlagstöcken bewaffneten Agenten heftig geschlagen und verletzt. Am darauffolgenden Tag wurde Firoozi zwecks Anklageerhebung zum Gericht gebracht, wo er dem Richter von den Schlägen berichtete. Die Agenten reagierten darauf mit Ärger und drohten ihm auf dem Rückweg zum Gefängnis, sagt Mahta Bordbar und fügt hinzu: „Einer der Vorwürfe, die man ihm während der Verhöre machte, war, dass er angeblich mit gewissen Gruppen kooperiert habe. Das ist absolut falsch. Er hat niemals mit irgendeiner bestimmten Gruppe zusammen gearbeitet oder war Mitglied in einer solchen. Ihm wurde vorgeworfen, Menschenrechtsorganisationen dabei geholfen zu haben, Aktivsten ins Ausland zu schicken. Dieser Vorwurf ist so seltsam, dass er bei unserem Besuch lachen musste, als er es erzählte. Ich weiß nicht, was der Sinn dieser Anschuldigungen und konstruierten Sachverhalte ist, aber nichts davon stimmt. Mein Mann hat niemals mit irgendwelchen Gruppen zusammengearbeitet.“

„Seit langer Zeit hat mein Mann sich nicht mehr an irgendwelchen besonderen Aktivitäten beteiligt, aber ich mache mir Sorgen, dass diese Vorwürfe und Anschuldigungen ihn am Ende in eine komplizierte und schwer einzuschätzende Situation bringen könnten. Nichts von dem, was sie ihm vorwerfen, ist wahr. Diese Vorwürfe kommen daher, dass er mit gewissen Personen befreundet ist. Das ist irrational, denn mit jemandem befreundet zu sein bedeutet nicht, einer bestimmten Gruppe anzugehören“, so Mahta Bordbar weiter.

Über ihre wiederholten Besuche bei verschiedenen Justizbehörden sagt Bordbar: „Niemand will die Verantwortung übernehmen. Wir fragen uns, wie wir vorgehen sollen. Uns wurde gesagt, dass wir keine Interviews geben und nicht an die Öffentlichkeit gehen dürfen. Aber uns gibt niemand eine Antwort, und ich bin am Ende meiner Geduld angelangt. Wer hört mich? Seit dem Tag, an dem er verhaftet wurden, bin ich immer wieder beim Revolutionsgericht und im Gefängnis gewesen, ich habe an die zuständigen Befrager geschrieben, aber alles war umsonst.“

„Heute bin ich zum Evin-Gefängnis gegangen, um einen Brief an seine Verhörbeamten abzugeben. Mir wurde gesagt, dass ich zuerst einen Brief von der zuständigen Abteilung des Revolutionsgerichts beibringen müsse. Die zugeteilte Abteilung befindet sich aber innerhalb des Gefängnisses. Wohin soll ich also gehen, um diesen Brief zu bekommen? Dieser tückische Kreislauf, in den sie uns geworfen haben, führt dazu, dass wir uns vergeblich im Kreis drehen und absolut nichts tun können.“

Studentischer Aktivist Behrooz Javid Tehrani wird weiter gefoltert

Artikel auf Persisch: http://www.rhairan.info/archives/8099
Übersetzt von RAHANA, editiert und veröffentlicht von Persian2English am 27. März 2010
Übersetzung Englisch-Deutsch: @en2ge

RAHANA – Am 8. März 2010 wurde der politische Gefangene Behrooz Javid Tehrani auf Anordnung des Leiters von Abteilung 4, Hassan Akharian, in die Abteilung 1 des Gefängnisses Rajai Shahr in Einzelhaft verlegt. Akharian beleidigte Tehrani und drohte ihm mit dem Tod.

Der Organisation Human Rights and Democracy Activists in Iran (HRDAI) zufolge wurde Javid Tehrani in den Tagen nach seiner Verlegung in Einzehlaft zum Sicherheits- und Schutzbüro des Gefängnisses gebracht, wo er Berichten zufolge von Kermani und Farjai (Mitarbeiter des Sicherheitsbüros) physisch und psychisch gefoltert wurde.

Darüber hinaus wurde Javid Tehrani mehrfach in das Büro des Wachdienstes gebracht, wo er von Hassan Akharian schikaniert wurde. Akharian (scheint) einen besonderen Groll gegen den politischen Gefangenen zu hegen. Im vergangenen Jahr hatte Akharian Tehrani in Abteilung 1 verlegt, nachdem er ihn erstmals drangsaliert hatte. Seither ist der studentische Aktivist zusammen mit gewöhnlichen Kriminellen und gefährlichen Häftlingen untergebracht.

Die Bedingungen in Abteilung 1 sind wie folgt:
Die Gefangenen können drei Mal pro Tag die sanitären Anlagen benutzen. Es gibt wenig zu essen, das Essen ist von schlechter Qualität (genug, um das Überleben der Gefangenen zu sichern). Schlagstöcke, darunter auch elektrische, werden zur Folterung der Gefangenen eingesetzt. Duschen dürfen die Gefangenen nur alle paar Wochen. Die Wachmänner fesseln die Gefangenen routinemäßig mit Handschellen an Händen und Füßen und lassen sie so in den Zellen zurück. Gefangene erhalten keine medizinische Hilfe und keine Medikamente und sind von der Außenwelt völlig abgeschnitten.

Mohsen Khalesi und Mohsen Bamdad foltern wehrlose Gefangene, die in Einzelhaft gehalten werden. Berichten zufolge wird die Folterung der Gefangenen von Hassan Akharian überwacht, der sich auch daran beteiligt.

Befrager des Geheimdienstministeriums ordnen die Folterung und die Verlegung in Einzelhaft an. Die Anordnungen werden von den Wachmännern Ali Haj Kazem, dem stellvertretenden Wachmann Ali Mohammadi, dem Chef der Gefängnissicherheit Kermani und dem stellvertretenden Sicherheitschef Faraji ausgeführt.

Behrooz Javid Tehrani war im Juni 2005 in das Gefängnis Rajai Shahr gekommen, um eine siebenjährige Haftstrafe abzuleisten.

Derzeit befinden sich mehrere politische Gefangene, darunter Mansour Osanloo, Ahmad Zeidabadi und Massoud Bastani, in verschiedenen Abteilungen des Gefängnisses Rajai Shahr. Sie sind gemeinsam mit gewalttätigen Häftlingen untergebracht.

[Anm. d. Übers.: Behrooz Javid Tehrani war aktiv an den Studenteprotesten von 1999 beteiligt]

Zustand von Zahra Jabari im Gefängnis kritisch

Veröffentlicht auf Persisch bei Human Rights and Democracy Activists in Iran (HRDAI)
Quelle (Englisch): Persian2English am 27. März 2010
Übersetzung (Englisch-Deutsch): Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

HRDAI vorliegenden Berichten zufolge ist die 36jährige politische Gefangene Zahra Jabari infolge einer Herzerkrankung, Anämie und Rheuma in einer kritischen körperlichen Verfassung. Zahra Jabari kann nicht gehen, andere politische Gefangene helfen ihr bei den täglichen Verrichtungen. Die Behörden verweigern ihr [medizinische] Behandlung. Die Gefängnisklinik argumentiert damit, nicht genügend Ärzte bzw. Räumlichkeiten für ihre Behandlung zu haben. Die Klinik hat empfohlen, Zahra Jabari in ein Krankenhaus zu verlegen, aber das Geheimdienstministerium weigert sich, sie in einem medizinischen Zentrum behandeln zu lassen, selbst dann, wenn ihre Familie die Kosten trägt.

Am 13. März 2010 war Zahra Jabari zum zweiten Mal in die Abteilung 28 des Revolutionsgerichts gebracht worden. Dort sollte ihre Verhandlung unter Vorsitz von Mohammad Mogheisayi, bekannt unter dem Namen Nasserian, stattfinden. Er ist ein Mitglied der Kommission für die Kettenmorde an politischen Gefangenen im Jahre 1988. Da der Befrager nicht erschien, wurde die Verhandlung auf unbestimmte Zeit vertagt.

In einem frühreren Gerichtstermin hatte Zahra Jabari erklärt, einer ihrer Zehennägel sei infolge der brutalen Foltermethoden abgefallen. Ihre Familienangehörigen durften bei der Anhörung nicht anwesend sein, und ihr Anwalt hat festgestellt, dass es in ihrer Akte keinen Beweis für kriminelle Vergehen gibt, sondern lediglich einen Vermerk, dass sie einen Bruder und eine Schwester hat, die in Camp Ashraf/Irak leben.

Zahra Jabari war am 18. September 2009 (am Qods-Tag) verhaftet und in eine Einzelzelle von Abteilung 209 des Evin-Gefängnisses verlegt worden, wo sie durch das Geheimdienstministerium physisch und psychisch gefoltert wurde. Sie verbrachte mehr als zwei Monate in Einzelhaft, bevor sie in den Frauentrakt von Evin verlegt wurde. Zahra Jabari trägt noch immer die Kleidung, die sie am Tag ihrer Verhaftung trug. Die Gefängnisbeamten haben die Kleidungsstücke, die Zahras Familie mitbrachte, nicht angenommen, obwohl sie an mehreren Erkrankungen leidet (und mehr Kleidung benötigt).

Der Druck und die Misshandlungen, denen weibliche politische Gefangene seitens der Gefängniswärter und der normalen und gefährlichen (von den Wachen manipulierten) Gefangenen ausgesetzt sind, steigt. Eines der Druckmittel gegen weibliche politische Gefangene ist der Entzug von Gegenständen des täglichen Bedarfs. Zwar werden einige Dinge im Gefängnisladen zu hohen Preisen angeboten, aber politische Gefangene dürfen keine Einkäufe tätigen. Die Waren aus dem Geschäft werden stattdessen an Mafia-Gangs verteilt, die den Gefängniswächtern bei der Erpressung anderer Gefangener helfen.

Die Angehörigen weiblicher politischer Gefangener sind bei den alle paar Wochen stattfindendenden persönlichen Treffen Beleidigungen und Beschimpfungen durch weibliche Gefängniswärterinnen ausgesetzt. Die Gefängnisbeamten durchsuchen die Angehörigen in einer beleidigenden Weise. Außerdem werden Kinder, die ihre Mütter oder Verwandten besuchen wollen, beschimpft und beleidigt. Damit sollen Reaktionen und Protest provoziert werden, die den Wachen dann als Vorwand dienen können, das Treffen vorzeitig zu beenden. Diese brutale und unmenschliche Behandlung haben die meisten Angehörigen von politischen Gefangenen bereits erfahren.

Derzeit befinden sich im Frauentrakt von Evin mehr als 20 weibliche politische Gefangene, darunter Bahareh Hedayat, Mahdieh Golroo, Maryam Zia, Nazila Dashti, Shabnam Madadzadeh, Fatemeh Ziayi, Atefeh Nabavi, Sedigheh Felahatzadeh, und Aalie Eghdamdoost.

HRDAI verurteilt die Verhaftung, Folter und Beschimpfung von weiblichen politischen Gefangenen. Wir fordern den Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskommission für Gewalt gegen Frauen auf, die systematischen und organisierten Verbrechen gegen politische Gefangene in Iran zu beenden.
Human Rights and Democracy Activists in Iran
26. März 2010